Fixpunkt, erschienen in der RZ am 25.07.2025:Das Leben im Blick haben

"Eines Tages müssen wir alle sterben!" –
"Aber an allen anderen Tagen nicht!"
So lautet ein Dialog der bekannten Cartoon-Figuren Charlie Brown und Snoopy. Für mich bringt dieser kurze Wortwechsel etwas Wichtiges auf den Punkt: Der Tod ist eine Realität in unserem Leben, aber das Leben ist es wert, gelebt zu werden. Schließlich ist das Leben ein Geschenk; für gläubige Menschen sogar ein Geschenk Gottes. Und dies vom Moment der Zeugung bis zum letzten Atemzug. Daher hat das menschliche Leben eine besondere Würde, die sogar in unserem Grundgesetz besonderen Schutz genießt.
Viele Menschen genießen in den Sommertagen die Ferien oder fahren in Urlaub. Das lässt aufatmen und den Wert und die Würde des Lebens neu entdecken. Gerade dann, wenn man das Leben genießen kann, spüre ich, dass es da einen Gott gibt, der Leben schenkt, leben lässt, der Leben verheißt! Ich wünsche Ihnen, dass Sie – egal ob im Urlaub oder zuhause – auch die Erfahrung von der Kostbarkeit und Besonderheit des Lebens machen können; bei einem guten Essen, im Gespräch mit Angehörigen oder Freunden, in der Schönheit der Natur und in so vielen Dingen, die man hier gar nicht alle aufzählen kann.
„Eines Tages müssen wir alle sterben! – Aber an allen anderen Tagen nicht!“– In Rheinland-Pfalz wird derzeit über ein neues Bestattungs-Gesetz beraten und diskutiert. Es soll Manches erleichtern, die Lasten für die Hinterbliebenen reduzieren und verschiedene Formen bieten, wie den Verstorbenen eine Beisetzung, Aufbewahrung oder ein anderes Andenken gewährt werden kann. Aus der Perspektive des Glaubens sind uns die neuen Formen der Beisetzung fremd und erste Überlegungen zeigen, dass es zwar für jeden Verstorbenen eine Form des Gottesdienstes oder Gedenkens geben kann, wenn auch nicht jede neue Form der Beisetzung mit kirchlicher Begleitung erfolgen kann. Als Kirche und Gemeinschaft der Glaubenden ist es unser Auftrag, die Botschaft vom neuen und ewigen Leben zu verkünden. Gott, der das Leben schenkt und trägt will es auch in der Ewigkeit des Himmels vollenden. Daher braucht es eine Kultur des Gedenkens, des Abschiednehmens und der Trauer, die die Privatsphäre der Angehörigen respektiert aber auch einer gewissen Öffentlichkeit (Nachbarn, Freunde, Gemeinde …) die Möglichkeit bietet, Abschied zu nehmen.
Auch wenn der Tod und das Sterben oft weit weggedrängt werden, gehören sie zum Leben dazu. Meine Erfahrung als Seelsorger bestätigt dies: Es braucht einen Ort des Gedenkens, es braucht ein Abschiednehmen und es braucht eine Perspektive, die den Hinterbliebenen Hoffnung und Zuversicht schenkt.
Nutzen und genießen wir die Tage des Lebens, die uns geschenkt sind, und leben wir aus der Hoffnung, dass uns nach dem Tod das neue und ewige Leben erwartet. Dann können auch wir getrost sagen: „Eines Tages müssen wir alle sterben! – Aber an allen anderen Tagen nicht!“
Pfr. Christian Adams
Kath. Kirchengemeinde Vorderhunsrück St. Hildegard (Emmelshausen)