Fixpunkt, erschienen in der RZ am 16.05.2025:Für wen hältst du mich?

Derzeit bereiten sich in unserer Pfarrei über 80 junge Menschen auf den Empfang des Firmsakramentes vor. Im Evangelium während der Firmung hören wir von Jesus eine markante Frage, die uns in der Vorbereitungszeit beschäftigt: „Wofür haltet ihr mich?“ 
Eine scheinbar einfache Frage, die doch tief blicken lässt. Sie kann neugierig, provozierend oder verletzlich gemeint sein. 
Wer eine solche Frage stellt – auch wir bei unseren Familien oder unseren Freunden - fordert zur Stellungnahme heraus: Wie sehen andere mich wirklich? Bin ich für sie der Zuverlässige? Die Starke? Der Lustige? Die Stille?
Sehen sie nur die Fassade, oder erkennen sie, wer ich im Innersten bin?

Jesus stellt diese Frage nicht nur, um eine Antwort zu bekommen. Er möchte wissen, ob seine Jüngerinnen und Jünger ihn erkennen – nicht nur als Menschen, sondern als den, der er wirklich ist: der Sohn Gottes. Und ich glaube, er stellt diese Frage auch mir als Jüngerin oder Jünger von heute.
Wir können die Evangelien nicht wie ein Geschichtenbuch lesen. Irgendwann fordert Jesus uns alle heraus, Stellung zu ihm zu beziehen: Wer bin ich für dich? Bleibe ich der tragische Held mit Happy End? Oder geschieht mein Sterben und Auferstehen auch für dich?
Wenn wir Jesus die Frage stellen, ist seine Antwort klar: du bist ein Königskind, gesalbt und geliebt. Wertvoll. Ihm kommt es nicht darauf an, was wir darstellen oder leisten, ob wir zweifeln und unvollkommen sind. 
Mit diesem Wissen können wir vielleicht  mit Simon Petrus bekennen: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Allen, die gerade dieser Frage auf der Spur sind, wünsche ich die Erfahrung der Gewissheit, wer Jesus für sich ist und welche Rolle er in unserem Leben spielt.

Carsten Kling,
Seelsorger
Pastoraler Raum Sankt Goar