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Fixpunkt, erschienen in der RHZ am 07.07.2023:Viele Wege führen nach Rom

Christian Adams, Pfarrer der Pfarrei Vorderhunsrück St. Hildegard, berichtet von seiner Messdiener-Rom-Wallfahrt und stellt sich der Frage: Was bleibt von so einer Reise?
Datum:
7. Juli 2023
Von:
Christian Adams
Pfarrer Christian Adams

Vor ein paar Wochen durfte ich eine Gruppe von fast fünfzig Jugendlichen und Erwachsenen aus unserer Pfarrei Vorderhunsrück St. Hildegard bei der Messdiener-Rom-Wallfahrt begleiten. Die meisten der Jugendlichen sind seit ihrer Erstkommunion als Messdienerinnen und Messdiener in unseren Kirchen aktiv. Die Fahrt nach Rom war für viele sicher nochmal ein ganz besonderes Erlebnis. Wir haben viel gesehen und waren viel unterwegs. Die prunkvollen Kirchen und Plätze, die Baudenkmäler aus der Antike, die scheinbar unendlichen Weiten der Vatikanischen Museen und vieles mehr beeindruckten jeweils auf ihre eigene Art und Weise. Sicher ist es etwas Besonderes, wenn man in Rom an den historischen Stätten den Anfängen des christlichen Glaubens einmal ganz nah sein kann. Wenn nun nach ein paar Wochen die Zahlen, Daten und Fakten langsam aus dem Gedächtnis schwinden, stellt sich die Frage: Was bleibt von so einer Reise? 
Für mich persönlich war es ein Geschenk mit so vielen jungen Leuten unterwegs zu sein. Auch, wenn es viel zu organisieren und zu koordinieren gab, blieb viel Zeit für Gespräche und Begegnungen mit den Jugendlichen. Das miteinander Unterwegssein war eine besondere Erfahrung. Wir hatten schönes Wetter, es war warm, und Pausen durften nicht fehlen. Es war wichtig auf einander zu achten und Rücksicht zu nehmen. Das sind eigentlich ganz alltägliche Erfahrungen oder Selbstverständlichkeiten. – Nein, ich glaube es war mehr! Viele Menschen schimpfen – teilweise aus berechtigtem Anlass – über „die Kirche“ und ihre Vertreter. Da ist sicher an vielen Stellen Handlungsbedarf. Vielleicht darf man aber auch mit Dankbarkeit auf die guten Dinge schauen. Unsere Rom-Wallfahrt war ja keineswegs eine Frömmigkeitsübung oder eine religiöse Pflichterfüllung; sie war ein Ausdruck von Kirche-sein in der Welt von heute: Gemeinsam unterwegs, aufeinander achtend und im stetigen Austausch. 
Diese Erfahrung wünsche ich auch ihnen. Kirche, das ist nicht nur der Papst und die Bischöfe oder prunkvolle Gebäude an besonderen Orten. Kirche ist eine Gemeinschaft auf dem Weg, Kinder und Jugendliche, Männer und Frauen, Menschen aller Generationen dürfen sich angesprochen fühlen. Im gemeinsamen Unterwegssein kann die Frohe Botschaft des christlichen Glaubens erfahrbar werden. Ich wünsche uns allen solche Erfahrungen des miteinander Unterwegsseins, auch wenn man keine große Reise unternimmt. In diesem Sinne kann das Sprichwort vielleicht eine neue Bedeutung erhalten: Viele Wege führen nach Rom!